Stereo und High Fidelity, wie begann das bei GRUNDIG

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Moderator: timundstruppi

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Radiowerkstatt
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Re: Stereo und High Fidelity, wie begann das bei GRUNDIG

Beitrag von Radiowerkstatt »

Hallo Leser.

Ich hatte weiter oben einen private Aufstellung von GRUNDIG Modellen eingestellt, die mir intern als Autor diente, "was gab es bei GRUNDIG nach 1979?"

Dort wird ein R4000 genannt, dessen Nennung eine Frage aufwarf.

Ein Frage die ich als Autor nicht mag. Meine Frau sagt mir: „ich hab’ mal gehört“
Lesen muss ich oft an verschiedenen Stellen so auch hier: „ ich habe mal irgendwo gelesen (gehört) “ Was nützt das und wem?

Als Autor muss ich zu jeder Aussage eine Quelle haben. Ob diese „wasserdicht ist“ versuche ich zwar herauszufinden, aber garantieren kann ich das nicht, nur belegen. Damit die Quelle klar ist, sind schöne Wasserzeichen enthalten :lol: -

Deshab stelle ich dem Forum den GRUNDIG R4000 aus dem Jahr 1981/82 vor. Ob der jemals gebaut wurde, sehe ich nicht als meine Aufgabe als Fachautor an.
Mike Jordan


R4000_1981_82..pdf
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R4000_1981_Datas.pdf
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MaxG
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Re: Stereo und High Fidelity, wie begann das bei GRUNDIG

Beitrag von MaxG »

Schon befremdlich, so einen Zombie zu sehen, der nie existierte. Ich vermute mal, das ist eine Mischung aus V2000 und T6500 (weil 15 Stationstasten) oder wohl eher ein R3000-3 mit T6500-Bedienfeld? Ich nehme auch an, dass da die Technik ein wenig abgespeckt wurde, um den Preis moderat zu halten. Auf jeden Fall Danke für die Einsicht in die Grundig-Hexenküche!
MGL_IR3
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Re: Stereo und High Fidelity, wie begann das bei GRUNDIG

Beitrag von MGL_IR3 »

MaxG hat geschrieben: Fr 10. Nov 2017, 12:11 Irgendwo habe ich auch ein Foto von einem schwarzen Grundig-Verstärker gesehen, den Lehrlinge als Prototyp angefertigt hatten. Der wurde aber nie produziert, weil da vermutlich die Pleite kam oder das Geld ausging.
Hi MaXG,
die Mini-Anlage wurde in der Ausbildungsabteilung im Rahmen des FH-Praktikums (norm. Ausbildung??) gebaut, dort mussten wir die kompl. Anlage incl. Mechanik/Gehäuse machen. Soweit ich mich erinnere wurde der Tuner / Verstärker (CF?) gebaut. Schaute damals als "Derivat" aus der MiniSerie aus. Ich durfte damals den Verstärker mit bauen, aber nicht behalten :-(
Es gab in der Ausbildung mehrere Anlagen die im Laufe der Zeit gebaut wurden. Sie dienten jedoch nur zu Ausbildungszwecken.
VG
MGL_IR3
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Re: Stereo und High Fidelity, wie begann das bei GRUNDIG

Beitrag von MGL_IR3 »

MaxG hat geschrieben: Fr 10. Nov 2017, 12:15 Der Mini hat eine Bandbreite von 425kHz! Ist das nicht gefährlich? Da gehen die Hochtöner leicht über den Jordan, wenn da der Schwinger reinkommt.
Sollte nicht so schlimm sein, da der Frequenzgang durch die Endstufe (normalerweise) begrenzt wird.
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nick_riviera
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Re: Stereo und High Fidelity, wie begann das bei GRUNDIG

Beitrag von nick_riviera »

hallo Mike,

ich habe den Thread gerade erst entdeckt, vielen Dank für die ausführliche Darstellung.

Im Gegensatz zu den anderen Anwesenden bin ich eher jemand, der sich auch für die Zeit vor dem offiziellen HiFi-Beginn interessiert. Auch wenn es noch keine DIN-Norm gab, entstanden in den fünfzigern die Voraussetzungen für HiFi, und hier hat Grundig eine besondere Position eingenommen, die kein anderer Hersteller in dieser Form abgedeckt hat.

Es ist richtig, dass die elektroakustischen Voraussetzungen für HiFi schon in den dreissigern verfügbar waren - was aber fehlte, waren adäquate Zuspieler. Es gab das AM-Radio und Plattenspieler, die wie Grammofone konstruiert waren. Selbst der TO1000 Tonarm, der von Siemens/Telefunken kurz vor dem Krieg noch herauskam, war zwar ein großer Wurf im Vergleich zu den Vorgängern, aber nicht wirklich für hochwertige Audiowiedergabe gut. Drahttongeräte oder das junge Tonbandgerät waren zwar schon erfunden, aber für Privatanwender quasi nicht verfügbar.

Dies änderte sich nach dem Krieg ziemlich schnell. Durch den Kopenhagener Wellenplan wurde Deutschland dazu gezwungen, den UKW-Rundfunk zügig aufzubauen. Es kamen zuerst hochwertigere Schellackplatten ( die teilweise gar nicht mehr aus Schellack gemacht waren ) und kurz später die Mikrorillenplatte. Ausserdem wurde die Magnettontechnik für Privatleute erschlossen. Um 1950 waren die drei Zuspielertechnologien verfügbar, die bis zum Ende der Analog-Ära der Standard waren, UKW, Mikrorillenschallplatte und Tonband.

Grundig hatte den Vorteil, dass er durch den Krieg nur wenig geschädigt worden war, und als politisch unbelastet früher als andere seine Produktion wieder aufnehmen konnte. Es gelang ihm, durch geschicktes Handeln schon vor der Währungsreform ziemlich viel Kapital anzuhäufen, und er hatte früher als andere die richtige Nase für die Technologien, die sich durchsetzen würden. Man muss sich mal das deutsche Geräteprogramm von 1951 ansehen, um abschätzen zu können, wie visionär die Grundig Geräte eigentlich waren. Die erste von Kurt Bier entwickelte Tonbandgeräte-Generation wird bis heute von Sammlern kaum wahrgenommen, weil die Geräte wie ganz normale Fünfziger Jahre Tonbandgeräte aussehen. Was sie so besonders macht, ist, dass sie in einer Zeit entstanden sind, wo die Konkurrenz noch Probleme hatte, die neuen Möglichkeiten zu interpretieren. Blaupunkt baute Magnetplattenspieler, das Tefifon mit dem Schallrillen-Endlosband bekam einen Magnettonzusatz, von Lorenz gab es eine Kombination aus Drahttongerät und Plattenspieler in Vorkriegstechnik. Selbst die semiprofessionellen Geräte des Tonband-Papstes Studer wirkten 1951 im Vergleich zu den Grundigs ziemlich gebastelt.

Kein deutscher Hersteller hat so früh und so konsequent die Phono- und Magnetband-Technik in die Geräte integriert, wie Grundig, und sich dafür stark gemacht, dass das Ganze für jedermann bezahlbar wird. Was interessant ist - Anfang der Fünfziger hat Grundig noch etwas gekonnt, was ihm später verlorengegangen ist, den Bau von Traumgeräten, unbezahlbar teuer, um zu zeigen, was alles geht, und um das Renomee seiner Massenprodukte zu steigern. Es gibt um 1950 herum ein Trio von Spitzen-Musikschränken, die im Gegensatz zu später optisch und technisch klar kommunizieren, welcher Güteklasse sie angehören - die erste von 1950 heisst einfach nur Spitzen-Musikschrank, die zweite von 1951 heisst 9009, und die dritte 1952 9010. Diese drei Truhen begründen eine Tradition, das Chassis des größten Tischradios aus dem Programm zu nehmen, es technisch noch weiter aufzublasen, und eine Truhe drumherum zu bauen, in der alles drin ist, was Stand der Technik ist. Die 9010 hat z.B. das Chassis aus dem Radio 5010, ergänzt um ein 375 Volt Anodenspannungsnetzteil für die Endstufe und einen zweiten Ausgangsübertrager. Statt normaler EL12 arbeiten in der Truhen-Endstufe zwei EL12/375 an der Obergrenze ihrer Belastbarkeit, und treiben zwei Sätze Lautsprecher des Radios 5010 an. Das Tischradio mit 15 Watt Verstärkerleistung ist schon geeignet, sehr große Räume wie Gaststätten zu beschallen, bei der 9010 mit 25 Watt hat man das Gefühl, die Kapelle steht im Wohnzimmer, ob das jetzt nun der DIN45500 entspricht oder nicht. In der Truhe eingebaut ist neben dem Tonbandgerät 700 eine weitere Besonderheit, der erste PE-Plattenspieler mit Leichtgewicht Magnetsystem, der Rex Sonderklasse. Nach meiner Information hat nur Grundig bei diesem einen Truhenmodell den Rex Sonderklasse als OEM verbaut.

Die Nachfolgerin der 9010 war die 9040, und hier ging es langsam los, dass die Spitzenmodelle einfacher wurden, und sich optisch der "Holzklasse" annäherten. Neben der 9010 habe ich noch eine 9080 von 1957, die technisch ein ähnlicher Leckerbissen ist, man sieht es ihr aber nicht mehr an. Jeder zweite, der die 9080 sieht, erzählt mir eine Geschichte von Oma oder Onkel, die auch so eine Truhe hatten. Auch wenn diese Meinung nicht unumstritten ist, aber ich bin ebenfalls der Meinung, dass dieses wurstige hölzerne Grundig Design eins der großen Dilemmas war, an denen Max Grundig am Ende kaputtgegangen ist.

Was meiner Meinung wichtig wäre, damit nicht noch mehr wertvolle Zeitzeugen auf dem Sperrmüll landen, wäre, dass die Liebhaberszene die Ära zwischen Grammofon und HiFi aus ihrer Position zwischen den Stühlen befreit. Ich suche z.B. seit Jahren jemanden, der mir die Magnetsysteme des PE Sonderklasse in der 9010 Truhe in Ordnung bringen kann. Geht man zu den Grammofonliebhabern, ist das für die neumodisches Zeug, geht man zu den HiFi-Liebhabern, ist das alter Krempel. Dabei ist gerade dieses Zwischenjahrzehnt so interessant, weil hier die Vorkriegsentwicklungen "demokratisiert" und HiFi-tauglich gemacht wurden. Die Dynamik der Entwicklung ist durchaus mit der PC-Ära zu vergleichen.

Meine Grundig Lieblingsanlage, die ich auch komplett in der Sammlung habe, ist die Kombination von 1969/70 mit SV140, RT100, PS70 ( Dual 1219 in Grundig Zarge ), TS600 und zwei Standboxen 741. Die HiFi-Kugelstrahler, die man an die Boxen zusätzlich anschließen kann, suche ich noch.

Gruß Frank
die Wurzel allen Übels liegt im Schwachsinn, während die Wurzel des Schwachsinns nicht zu unterschätzen sein sollte
MaxG
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Re: Stereo und High Fidelity, wie begann das bei GRUNDIG

Beitrag von MaxG »

Danke für den schönen Rückblick, Frank!

Erstaunlicherweise waren die Lautsprecher früher erstaunlich gut! Die großen Holzkästen mit guten Lautsprechern klingen 1000x besser als so mancher Plastik-Radio mit Piezo-Lautsprecher heutzutage. Es ist wirklich erstaunlich: Ich habe noch ein uraltes Körting-Radio zuhause, das klingt besser als eine HiFi-Anlage mit großen Boxen. Man hört jedes Detail und man glaubt wirklich ein Orchester oder eine Band steht im Wohnzimmer. Guter Klang wird also nicht durch Frequenzgang oder Klirrfaktor bestimmt, sondern durch gut abgestimme Lautsprecher und Gehäuse.
MGL_IR3
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Re: Stereo und High Fidelity, wie begann das bei GRUNDIG

Beitrag von MGL_IR3 »

Guter Klang wird also nicht durch Frequenzgang oder Klirrfaktor bestimmt. !!!!!!!!!!!!

Ein zu geringer Frequenzgang ermöglicht es nicht Töne originalgetreu wiederzugeben. Da sie (Frequenzen) entweder fehlen oder nicht korrekt wiedergegeben werden können. Entweder sind es Lineare-Verzerrungen bzw. nicht Lineare Verzerrungen. Sprich die Widergabe des Tons ist nicht so wie es ursprünglich wiedergeben wurde. Das Ziel sollte es doch sein, so nahe wie möglich, an die Original Wiedergabe/Aufnahme heranzukommen.
Alles andere sind schöne subjektive Eindrücke, die jeder selbst für sich bewerten kann (und sich daran erfreuen kann). Aber mit HiFi hat das leider wenig zu tun. Wobei ich mir die Frage stelle, was ist guter Klang.... für mich ist es so nahe wie möglich an die "Originalaufnahme" heranzukommen
Grundig-Henning
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Re: Stereo und High Fidelity, wie begann das bei GRUNDIG

Beitrag von Grundig-Henning »

Dem ist nichts hinzuzufügen.
MaxG
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Re: Stereo und High Fidelity, wie begann das bei GRUNDIG

Beitrag von MaxG »

MGL_IR3 hat geschrieben: Sa 21. Jul 2018, 13:02 Guter Klang wird also nicht durch Frequenzgang oder Klirrfaktor bestimmt. !!!!!!!!!!!!

Ein zu geringer Frequenzgang ermöglicht es nicht Töne originalgetreu wiederzugeben. Da sie (Frequenzen) entweder fehlen oder nicht korrekt wiedergegeben werden können. Entweder sind es Lineare-Verzerrungen bzw. nicht Lineare Verzerrungen. Sprich die Widergabe des Tons ist nicht so wie es ursprünglich wiedergeben wurde. Das Ziel sollte es doch sein, so nahe wie möglich, an die Original Wiedergabe/Aufnahme heranzukommen.
Alles andere sind schöne subjektive Eindrücke, die jeder selbst für sich bewerten kann (und sich daran erfreuen kann). Aber mit HiFi hat das leider wenig zu tun. Wobei ich mir die Frage stelle, was ist guter Klang.... für mich ist es so nahe wie möglich an die "Originalaufnahme" heranzukommen
Was ich damit sagen wollte: Ein sehr guter Frequenzgang und Klirrfaktor nutzt nicht viel, wenn der Lautsprecher nichts taugt.
MGL_IR3
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Re: Stereo und High Fidelity, wie begann das bei GRUNDIG

Beitrag von MGL_IR3 »

Da hast Du volkommen recht bzw. sehe ich auch so. Oft ist der Lautsprecher (Box mit Weiche) das schwächste Glied in der Kette... und dazu kommt noch der Aufstellungsort (Raummoden).
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