Grundig 5040W Teil 2 „Ein Kondensator kommt selten allein“
Verfasst: Do 25. Mär 2021, 19:45
Nun, so richtig weiß ich noch immer nicht, warum ich dieses Projekt angefangen habe, aber eins ist klar:
Es ist völlig anders als alle meine anderen Radio-Bastel-Aktionen.
Auch, wenn es Parallelen zum Elko-Tausch mit den neueren Gräten und dem Tausch der Papierkondensatoren gibt - alle Papierkondensatoren müssen durch neue, sichere Folienkondensatoren ersetzt werden. Letztlich ist es hier bei den sehr alten Geräten nicht allein eine Frage der Funktion, sondern gerade eine Frage der Sicherheit (-die alten Kondensatoren sind mit Teer verschlossen.)
Bei der Beschaffung der Kondensatoren, kann man zwei Wege gehen. Entweder bei den bekannten Anbietern eine bunte Mischung bestellen. Das Angebot von axialen Kondensatoren mit entsprechender Spannungsfestigkeit ist dabei begrenzt; oder bei einem Shop, der sich auf Antikradios spezialisiert hat, einheitlich schwarze Kondensatoren bestellen. In der Serviceanleitung waren alle 27 Kondensatoren mit ihren Werten aufgeführt. So habe ich sie leicht bestellen können und rund 18 Euro bezahlt.
Beim Einbau stelle ich schnell fest: 1. Es dauert länger als gedacht. 2. Es ist schwieriger als gedacht. 3. Es ist fehlerkritischer als gedacht.
Da ich die Kondensatoren je Stufe einbauen wollte und nach dem Einbau von 3 bis 4 Stück das Gerät testen wollte, habe ich das Chassis im Gerät belassen und alle Kondensatoren von unten durch die geöffnete Bodenabdeckung gewechselt. Dazu habe ich das Gerät am Anfang hochkant gestellt. Das fand ich gut bis zu dem Moment, als mir überflüssiges Lötzinn von einer Lötfahne durch die gesamte restliche Schaltung „flog“. Danach habe ich das Gerät auf den Kopf gestellt und im Stehen gearbeitet. Das klingt alles sehr umständlich, aber ich möchte an dem Chassis mit der Glasscheibe (Skala), der Ferritantenne und den vielen Seilantrieben möglichst wenig rumhantieren. Geht mir da etwas kaputt, ist Schicht am Schacht.
Die Kondensatoren lassen sich nicht immer eins zu eins wechseln. Teilweise müssen erst ein andere Bauteile einseitig abgelötet werden, um an den jeweiligen Kondensator heranzukommen. Das alles hat mit dem Hantieren von Bauteilen auf Platinen absolut keine Gemeinsamkeit und ich habe etwas gebraucht, um darin etwas Routine zu bekommen.
Es gab drei Möglichkeiten: 1. Den alten Kondensator auslöten oder 2. ihn mit dem Seitenschneider ausknipsen oder 3. mit einer Spitzzange am Drahtende biegen bis er abbricht.
Da ich ordentlich sein wollte, wählte ich zuerst Methode eins. Da meist mehrere Drähte durch die Augen der Lötfahnen durchgesteckt, umgebogen und angelötet waren, er lebte ich ein ordentliches Geschmurgel beim Löten. Nach dieser Methode hatte ich mir zudem unbemerkt einen Fehler eingebaut. Der ausgebaute Kondensator war nicht nur an der Lötfahne der EABC 80 angelötet, nein, er war auch am Mittelblech der Röhrenfassung angelötet (quasi auf Masse „durchgesteckt“) und legte so die Kathode auf Masse. Beim Auslöten an der Lötfahne hatte ich unbemerkt die Masseverbindung mit ausgelötet. Für diese Erkenntnis brauchte ich einige Zeit und meine Laune mh…. - also probierte ich danach Methode zwei aus. Da viele Bauteile sehr nahe an den Röhrensockeln angebracht waren (Schwingneigung) kam ich mit dem Seitenschneider kaum dahin, wo ich hin wollte und so blieb immer ein Rest Draht an der Lötfahne stehen. Dieses Drahtstück war beim Einlöten im Weg oder bammelte im Lötbad rum. Die letzte Methode funktionierte aus meiner Sicht am besten. Spitzzange durchstechen, orgel - orgeln , pitsch ab - wenig Restdraht und keine zusätzliche Wärmebelastung durch Auslöten.
Beim Einbau der Kondensatoren habe ich darauf geachtet, dass ihre Werte lesbar bleiben. Das Schicke war, es gab „Bonus-Kondensatoren“ zu wechseln - Kondensatoren die es im Schaltplan nicht gab, aber im Gerät. Deshalb würde ich das nächste Mal nicht wieder nur eins zu eins bestellen, sondern lieber etwas mehr.
Die meiste Aufmerksamkeit forderte das Wechseln der Kondensatoren unterhalb der Seile, die die AM-Bandbreitenreglung steuern. Hier hatte ich die Idee, die Seile mit Alufolie vor dem Lötkolben zu schützen. Das hat gut geklappt - wenig Aufwand und gute Wirkung. Bild
Wenn ich eines Tages das Chassis ausbaue und die Potis fit mache werde, werde ich noch die restlichen Kondensatoren an den Potis tauschen.
Das Gerät hat schon jetzt ordentlich Dampf und ab dem letzten Drittel des Lautstärkereglers flattert schön der LS-Bezugsstoff, aber der Klirrfaktor steigt hörbar.
Am Hochtongebilde (Elektrostaten) hatte sich die Folie gelöst. Ich habe sie mit einem Folienstück einer Rettungsfolie ersetzen können. Mein Tipp hier zu: Die Folie ist erst auf einer Seite leitfähig, wenn man die goldfarbene Beschichtung (Farbe) mit Nirto abwäscht. Ein Tipp vielleicht auch für die Reparatur von Bändchen-Hochtönern bei den HIFI Freunden.
Das Hörergebnis blieb nach dem Aufwand allerdings bescheiden ( trotz 210 Volt) und ich überlege, ob ich doch eine Kalotte in den Trichter einbaue. Dabei stellt sich mir die wiederholte Frage: Bessere Funktion oder Originalzustand erhalten?
Bei der EM 34 Magisches Auge musste der russische Ersatz 6E5S ran. Die alte EM war dunkel und eine Kaskadierung der Anodenspannung wollte ich nicht. Es gibt noch EM´s zu kaufen - aber der Preis… Die Schaltungsänderungen für die 6E5S waren schnell gemacht. Hurra es leuchtet und funktioniert! Aber ein Fächer weniger und die Haltespange passt nicht, weil der schwarze Sockel der Russin einen größeren Durchesser hat. Nimm einen Kabelbinder. Haltespange auftrennen und Zwischenstück - alles sehr originell aber nicht original - wat nun? Werde ich mir später näher ansehen müssen.
In anderen Foren habe ich gelesen, dass es Menschen gibt, die die Chassis in die Spülmaschine packen und danach stundenlang im Backofen bei 60 Grad Umluft trocknen. Gut, das ich darüber nicht weiter nachdenken muss. Das Chassis ist so groß, dass es nicht in den Ofen passt. Aber ich find es schon spannend was es alles gibt. Mein Chassis ist verstaubt, etwas matt aber nicht verdeckt. Mal sehen, was ich noch machen werde. Auspusten, Skala reinigen, Potis entharzen, Skalenseil-Umlenkungen leichtgängig machen und dann überlegen …. Ich denke: Patina nach 67 Jahren ist auch nicht schlecht.
Da ich auch ganz gut mit Holz arbeiten kann, freute ich mich auf die Restaurierung des Gehäuses. Ich hatte viele restaurierte Gehäuse im Netz gesehen und alle sahen toll aus. Mittlerweile finde ich, sie sehen etwas zu toll aus. Zudem habe ich gelesen in den USA werden mit unrestaurierten Geräten höhere Preise erzielen. Gut, ich will das Gerät nicht verkaufen, wobei ich von den Socken bin, welche Preise auch hier aufgerufen werden. Es gibt Anbieter, die möchten für einen 5040 den Preis von zwei A 5000 oder mehr.
Der Lack hat Risse und das Gehäuse hat einige Kratzer. Der Lack ist ein Nitrolack - kein Schellack. Ich glaube, dass Gerät war nie hochglänzend. Deshalb werde ich bei sonnigen Tagen draußen erst mal versuchen die Risse mit Aceton zu bepinseln (sprühen) und abwarten, ob sich was tut, bevor ich den Lack kpl. abtrage und erneuere.
Wie sich dann dazu die Messingstreifen am Gehäuse lösen lassen, werde ich sehen. Und vor Allem: Ist es tatsächlich Messing? Es soll auch gelbe Alustreifen geben. Es ist also weiter spannend.
Die „Kiste“ bleibt eben ein Wunder von Führt / Bern.
Der „Holzbericht“ folgt in Teil 3.
Schöne Grüße - Bleibt gesund …
Jürgen
Es ist völlig anders als alle meine anderen Radio-Bastel-Aktionen.
Auch, wenn es Parallelen zum Elko-Tausch mit den neueren Gräten und dem Tausch der Papierkondensatoren gibt - alle Papierkondensatoren müssen durch neue, sichere Folienkondensatoren ersetzt werden. Letztlich ist es hier bei den sehr alten Geräten nicht allein eine Frage der Funktion, sondern gerade eine Frage der Sicherheit (-die alten Kondensatoren sind mit Teer verschlossen.)
Bei der Beschaffung der Kondensatoren, kann man zwei Wege gehen. Entweder bei den bekannten Anbietern eine bunte Mischung bestellen. Das Angebot von axialen Kondensatoren mit entsprechender Spannungsfestigkeit ist dabei begrenzt; oder bei einem Shop, der sich auf Antikradios spezialisiert hat, einheitlich schwarze Kondensatoren bestellen. In der Serviceanleitung waren alle 27 Kondensatoren mit ihren Werten aufgeführt. So habe ich sie leicht bestellen können und rund 18 Euro bezahlt.
Beim Einbau stelle ich schnell fest: 1. Es dauert länger als gedacht. 2. Es ist schwieriger als gedacht. 3. Es ist fehlerkritischer als gedacht.
Da ich die Kondensatoren je Stufe einbauen wollte und nach dem Einbau von 3 bis 4 Stück das Gerät testen wollte, habe ich das Chassis im Gerät belassen und alle Kondensatoren von unten durch die geöffnete Bodenabdeckung gewechselt. Dazu habe ich das Gerät am Anfang hochkant gestellt. Das fand ich gut bis zu dem Moment, als mir überflüssiges Lötzinn von einer Lötfahne durch die gesamte restliche Schaltung „flog“. Danach habe ich das Gerät auf den Kopf gestellt und im Stehen gearbeitet. Das klingt alles sehr umständlich, aber ich möchte an dem Chassis mit der Glasscheibe (Skala), der Ferritantenne und den vielen Seilantrieben möglichst wenig rumhantieren. Geht mir da etwas kaputt, ist Schicht am Schacht.
Die Kondensatoren lassen sich nicht immer eins zu eins wechseln. Teilweise müssen erst ein andere Bauteile einseitig abgelötet werden, um an den jeweiligen Kondensator heranzukommen. Das alles hat mit dem Hantieren von Bauteilen auf Platinen absolut keine Gemeinsamkeit und ich habe etwas gebraucht, um darin etwas Routine zu bekommen.
Es gab drei Möglichkeiten: 1. Den alten Kondensator auslöten oder 2. ihn mit dem Seitenschneider ausknipsen oder 3. mit einer Spitzzange am Drahtende biegen bis er abbricht.
Da ich ordentlich sein wollte, wählte ich zuerst Methode eins. Da meist mehrere Drähte durch die Augen der Lötfahnen durchgesteckt, umgebogen und angelötet waren, er lebte ich ein ordentliches Geschmurgel beim Löten. Nach dieser Methode hatte ich mir zudem unbemerkt einen Fehler eingebaut. Der ausgebaute Kondensator war nicht nur an der Lötfahne der EABC 80 angelötet, nein, er war auch am Mittelblech der Röhrenfassung angelötet (quasi auf Masse „durchgesteckt“) und legte so die Kathode auf Masse. Beim Auslöten an der Lötfahne hatte ich unbemerkt die Masseverbindung mit ausgelötet. Für diese Erkenntnis brauchte ich einige Zeit und meine Laune mh…. - also probierte ich danach Methode zwei aus. Da viele Bauteile sehr nahe an den Röhrensockeln angebracht waren (Schwingneigung) kam ich mit dem Seitenschneider kaum dahin, wo ich hin wollte und so blieb immer ein Rest Draht an der Lötfahne stehen. Dieses Drahtstück war beim Einlöten im Weg oder bammelte im Lötbad rum. Die letzte Methode funktionierte aus meiner Sicht am besten. Spitzzange durchstechen, orgel - orgeln , pitsch ab - wenig Restdraht und keine zusätzliche Wärmebelastung durch Auslöten.
Beim Einbau der Kondensatoren habe ich darauf geachtet, dass ihre Werte lesbar bleiben. Das Schicke war, es gab „Bonus-Kondensatoren“ zu wechseln - Kondensatoren die es im Schaltplan nicht gab, aber im Gerät. Deshalb würde ich das nächste Mal nicht wieder nur eins zu eins bestellen, sondern lieber etwas mehr.
Die meiste Aufmerksamkeit forderte das Wechseln der Kondensatoren unterhalb der Seile, die die AM-Bandbreitenreglung steuern. Hier hatte ich die Idee, die Seile mit Alufolie vor dem Lötkolben zu schützen. Das hat gut geklappt - wenig Aufwand und gute Wirkung. Bild
Wenn ich eines Tages das Chassis ausbaue und die Potis fit mache werde, werde ich noch die restlichen Kondensatoren an den Potis tauschen.
Das Gerät hat schon jetzt ordentlich Dampf und ab dem letzten Drittel des Lautstärkereglers flattert schön der LS-Bezugsstoff, aber der Klirrfaktor steigt hörbar.
Am Hochtongebilde (Elektrostaten) hatte sich die Folie gelöst. Ich habe sie mit einem Folienstück einer Rettungsfolie ersetzen können. Mein Tipp hier zu: Die Folie ist erst auf einer Seite leitfähig, wenn man die goldfarbene Beschichtung (Farbe) mit Nirto abwäscht. Ein Tipp vielleicht auch für die Reparatur von Bändchen-Hochtönern bei den HIFI Freunden.
Das Hörergebnis blieb nach dem Aufwand allerdings bescheiden ( trotz 210 Volt) und ich überlege, ob ich doch eine Kalotte in den Trichter einbaue. Dabei stellt sich mir die wiederholte Frage: Bessere Funktion oder Originalzustand erhalten?
Bei der EM 34 Magisches Auge musste der russische Ersatz 6E5S ran. Die alte EM war dunkel und eine Kaskadierung der Anodenspannung wollte ich nicht. Es gibt noch EM´s zu kaufen - aber der Preis… Die Schaltungsänderungen für die 6E5S waren schnell gemacht. Hurra es leuchtet und funktioniert! Aber ein Fächer weniger und die Haltespange passt nicht, weil der schwarze Sockel der Russin einen größeren Durchesser hat. Nimm einen Kabelbinder. Haltespange auftrennen und Zwischenstück - alles sehr originell aber nicht original - wat nun? Werde ich mir später näher ansehen müssen.
In anderen Foren habe ich gelesen, dass es Menschen gibt, die die Chassis in die Spülmaschine packen und danach stundenlang im Backofen bei 60 Grad Umluft trocknen. Gut, das ich darüber nicht weiter nachdenken muss. Das Chassis ist so groß, dass es nicht in den Ofen passt. Aber ich find es schon spannend was es alles gibt. Mein Chassis ist verstaubt, etwas matt aber nicht verdeckt. Mal sehen, was ich noch machen werde. Auspusten, Skala reinigen, Potis entharzen, Skalenseil-Umlenkungen leichtgängig machen und dann überlegen …. Ich denke: Patina nach 67 Jahren ist auch nicht schlecht.
Da ich auch ganz gut mit Holz arbeiten kann, freute ich mich auf die Restaurierung des Gehäuses. Ich hatte viele restaurierte Gehäuse im Netz gesehen und alle sahen toll aus. Mittlerweile finde ich, sie sehen etwas zu toll aus. Zudem habe ich gelesen in den USA werden mit unrestaurierten Geräten höhere Preise erzielen. Gut, ich will das Gerät nicht verkaufen, wobei ich von den Socken bin, welche Preise auch hier aufgerufen werden. Es gibt Anbieter, die möchten für einen 5040 den Preis von zwei A 5000 oder mehr.
Der Lack hat Risse und das Gehäuse hat einige Kratzer. Der Lack ist ein Nitrolack - kein Schellack. Ich glaube, dass Gerät war nie hochglänzend. Deshalb werde ich bei sonnigen Tagen draußen erst mal versuchen die Risse mit Aceton zu bepinseln (sprühen) und abwarten, ob sich was tut, bevor ich den Lack kpl. abtrage und erneuere.
Wie sich dann dazu die Messingstreifen am Gehäuse lösen lassen, werde ich sehen. Und vor Allem: Ist es tatsächlich Messing? Es soll auch gelbe Alustreifen geben. Es ist also weiter spannend.
Die „Kiste“ bleibt eben ein Wunder von Führt / Bern.
Der „Holzbericht“ folgt in Teil 3.
Schöne Grüße - Bleibt gesund …
Jürgen