A 9000 und seine Schwachstellen

Alles über die A9000 bzw. 9009 hier rein

Moderator: timundstruppi

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timundstruppi
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Re: A 9000 und seine Schwachstellen

Beitrag von timundstruppi »

Okay, ich habe nicht immer alles auf den großen Bildschirm gelesen. Auf dem Mobiltelefon ist die Übersicht äußerst dürftig.
Es kann also sein, dass du geschrieben hast, dass du den Spannungsteiler so eingestellt, um den gleichen Pegel zu messen.

Was kann der Verstärker besser kompensieren? Wenn er einen höheren Strombereich bei 4 Ohm kompensieren muss oder 8 Ohm, wo die Spannung höher ist? Wo treten größere nicht-Linearitäten auf? Scheinbar bei höheren Spannungen.

Wenn du dir sehr sicher bist, dass alles ausgeschlossen ist bei der Messung, dann bleibt natürlich noch die Möglichkeit, dass durch den Verstärker übers Netz Störungen in die Messtechnik einkoppeln könnte. Wenn es sich dabei um eine Spannungskopplung handelt, kapazitiv, dann wäre der Pegel natürlich bei 8 Ohm größer.
Kannst du eventuell noch mal eine Messung durchführen mit 4 und 8 Ohm und den Verstärker nur an Last mit T-Stück laufen lassen, aber die Messtechnik direkt als Schleife gekoppelt, also die Loop-Messung durchführen?

Dann bin ich irgendwie auch so ideentechnisch am Ende, da ich den Aufbau sonst weiter nicht kenne.

Man könnte sich natürlich noch mal von einer anderen Phase aus dem Haus Spannung für die Messtechnik besorgen, aber auch hier herrscht natürlich ein gewisser Weise eine kapazitive Kopplung.
Wer kennt es nicht, dass Glimmlampen manchmal nicht ausgehen oder LED Lampen noch schwach weiter glimmen, da einfach kapazitiv eine Kopplung erfolgt trotz ausgeschalteten Gerät.
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oldiefan
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Re: A 9000 und seine Schwachstellen

Beitrag von oldiefan »

Da andere Verstärker (Yamaha M-85 und Yamaha B-2x) an meiner Messkette bei Leistung von 80-100 W nur 0,001 % THD messen, macht es wenig Sinn, Fehler in der Messkette oder in der Messung oder dem Stromnetz,... als Ursache zu vermuten und zu versuchen, dort den "Bösen Dämon" zu finden. Der Fine Arts A 9000 (jedenfalls dieses Exemplar) kann es nicht besser, das ist die knallharte Quintessenz.

Es gibt ein A 9000 Schwestermodell von Philips, den FA-960. Der hat eine einfachere Vorstufe (Philips Sparsamkeit), aber im wesentlichen die gleichen Endstufen, die von Marantz kommen. Zu der Zeit dieser Modelle, gehörten Grundig und Marantz beide zu Philips. Der Fine Arts A 9000 wurde von Marantz gebaut. Grundig war mit dem Philips/Marantz Vorverstärker darin nicht zufrieden und hat ihn komplett neu gemacht. Bei den Endstufen sind aber die Unterschiede nur minimal. Es bietet sich daher an, die Technischen Daten / Spezifikation des Philips FA-960, was die THD-Werte bei hoher Ausgangsleistung betrifft, zum Vergleich heranzuziehen. Denn bei hoher Ausgangsleistung sind die Verzerrungseigenschaften der Endstufe der begrenzende Faktor. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der FA-960 mit nur +/- 53 V Railspannung läuft, 5 V weniger als der A 9000, was insgesamt "gesünder" ist, aber natürlich etwas weniger Nennleistung (nur 100 W an 8 Ohm) zur Folge hat.

Endstufe des Philips Modells FA-960:
Endstufe Philips FA-960.jpg
Philips verwendet bei den Power-Transistoren 0,18 Ohm Emitterwiderstände, Grundig 0,33 Ohm. Darüberhinaus ist diese Endstufe in den wesentlichen Schaltungsbereichen gleich zur A 9000 Endstufe. In beiden ist der STK 3102 als VAS (Spannungstreiber) eingesetzt.

Endstufe des Fine Arts A 9000:
Endstufe A 9000.jpg
Hier die Spezifikation des FA-960 (Philips Schwestermodell zum Fine Arts A 9000):
Spezifikation Philips FA-980.jpg
Spezifiziert sind für -3dB unter Nennleistung (100 W an 8 Ohm), - 3 dB Leistung bedeuten 50 W an 8 Ohm: < /= 0,008 % THD bei 1 kHz
Philips traut also dem FA-960 bei 100 W an 8 Ohm keine <0,008 % THD zu, sondern nur bei 50 W.

Die Philips-Angabe geht mit meinen Messungen am Fine Arts A 9000 konform, die bei 100 W / 8 Ohm > 0,01 % THD bei 1 kHz ergaben.
"Mein A 9000" hält bei 50 W an 8 Ohm mit 0,0025 % THD bei 1 kHz die Philips Spec. auch ganz locker ein.

Es gibt noch ein zweites Schwestermodell, den Marantz PM 80.
Marantz nennt THD von 0,008 % bei Nennleistung, die mit 110 W an 8 Ohm angegeben wird. Beim PM 80 wird die Endstufe mit +/- 56 V versorgt, näher an den +/-58 V des A 9000, ebenfalls werkelt dort der STK 3102 IV.

Die Grundig Spezifikation von THD < 0,005% bei 106 W an 8 Ohm (-1 dB Nennleistung) scheint im Vergleich ambitioniert.
Aber selbst die Marantz Spezifikation erreiche ich mit dem hier infrage stehenden A 9000 Exemplar nicht.

Da kein Defekt am A 9000 feststellbar ist, bis 50 W/ 4 Ohm und auch an 8 Ohm Last ist THD </= 0,0025 % (sehr gut), kann man spekulieren, was den Anstieg über 0,005 % bei höherer Ausgangsleistung, besonders an 8 Ohm, verursachen könnte (Elkos sind es jedenfalls nicht!). Alterung von Halbleitern, dadurch grössere Nichtlinearität, bzw. Ungleichheiten bei Treiber- und/oder Leistungstransistoren?
Von einer kompletten Neubestückung der Halbleiter der Endstufen sehe ich jedenfalls ab. Risiko einer Verschlimmbesserung ist zu groß.


Yamaha M-85, 100 W an 8 Ohm bei mir gemessen (wenn der Klirrfaktor bei 100 W an 8 Ohm wirklich so klein ist, wie hier beim Yamaha M-85, messe ich ihn auch so klein):
M-85 Klirrfaktor bei 100W an 8 Ohm.jpg

Gruß
Reinhard
Zuletzt geändert von oldiefan am Mo 23. Jun 2025, 22:24, insgesamt 12-mal geändert.
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timundstruppi
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Re: A 9000 und seine Schwachstellen

Beitrag von timundstruppi »

Ok, das sind Infos, die ich noch nicht hatte, wobei die Kopplung auch intern sein kann.
Aber man muss es an einer Stelle, wie du sagst, es auch gut sein lassen, da eh nicht hörbar.
Interessiert hätte es aber.

Aber danke für Mitnehmen.
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