Hallo Rufula,
ist ja inzwischen von vorne bis hinten und wieder zurück alles wiederholt gesagt und geschrieben.
- warum und wann die Vorschaltlampe angeht und blinkt
- wie man den Ruhestrom einstellt
- warum die Endstufe mit Signal nicht richtig arbeiten kann, wenn sie durch Vorschaltlampe ausgebremst wird
- warum die Lampe vorher anging, jetzt nicht mehr, wenn der Ruhestrom korrekt eingestellt ist (Du hast den Kurzschluss ja nun nicht mehr, der vorher zu viel Strom "gezogen" hat. Ich hatte das vorher so bezeichnet : Du hast wahrscheinlich einen Nebenschluss! Noch bevor Du Deinen Isolationsfehler gefunden hattest, den Du ja offenbar schon vor dem letzten Endstufentod hattest, nur moderater. Es scheint ja nun auch klar, was damals "gefunkt" hatte.)
Das dreht sich jetzt im Kreis.
Es gibt hier zwei Dinge, die Du nicht richtig verdaut/verarbeitet hast. Sonst würdest Du Dich nicht wundern.
1. Was macht die Vorschaltlampe, wie funktioniert sie? Wie und warum beeinflusst sie die Endstufe, wenn die nicht nur ohne Signal "still" laufen soll sondern auch noch ein Signal verstärken und Leistung an einen Lautsprecher liefern muss?
2. Wie funktioniert ein Amperemeter, das man eingeschleift hat. Warum muss es eingeschaltet sein - nicht nur während man misst, sondern auch damit damit die MR200 Endstufe überhaupt "Strom bekommt" (das hängt mit dem vorherigen Punkt zusammen).
Gestern, nach dem Einstellen des Ruhestroms, wollte ich mal sehen wie sich der Ruhestrom verändert wenn ich ein Signal einspeise, also Diodenkabel und Boxen dran und siehe da, es klingt gut.
Der Strom schwankte zwischen 50mA und 150mA, je nach Dynamik.
Das ist in Ordnung.
Heute, perfekt, schnell zulöten und Musik hören. Vorsichtshalber erst mal mit Lampe, ich bin total verwirrt, die leuchtet wieder pumpend.
Das ist in Ordnung. Ich hatte begründet, warum das so ist.
Also aufgetrennt und die vorherige Situation wieder hergestellt, 470nF dran, Multimeter (Anm.: noch ausgeschaltet) dazwischen und Musik eingeschaltet, es empfing mich ein grässlich kratzender Ton, das war doch eben viel besser.
Das war vorher schon erklärt. Die Endstufe kann nicht ordentlich mit Signal arbeiten, wenn sie durch zu starke Stromdrosselung (ggf. Vorschaltlampe oder nicht eingeschaltetes Multimeter) ohne ausreichend Stromfluss über die Trennstelle (in die das Multimeter eingeschleift ist) abgedrosselt wird.
Also habe ich die Multimeter eingeschaltet, Ruhestrom war noch in Ordnung, Musik an und es war perfekt. Die Dinger (Anm.: Multimeter auf mA-Messung) sind in der Zwischenzeit automatisch ausgegangen und es hat sich nichts verändert, die müssen nicht an sein nur auf mA stehen.
Dein Amperemeter muss eingeschaltet sein, damit darüber der Stromfluss ungehindert in die Endstufe erfolgen kann. Nur über den Weg kann die Endstufe überhaupt ihren Strom bekommen, wenn Du es eingeschleift hast (das ist das, was das Wort "einschleifen" bedeutet - es gibt keine Trennung, die nötige Verbindung X/Y besteht über das Amperemeter). Auch wenn das Display des Miltimeters von selbst über eine AUTO-Abschaltfunktion ausgeht, heisst das nicht notwendigerweise, dass Dein Multimeter auch wirklich "aus" ist, es ist dann (in Deinem Fall) nur im "Stromspar-Modus", nur das Display ist aus, um die Batterie zu schonen. Sonst ist es aber immer noch im Stromkreis. Schaltest Du aber von "mA" auf "AUS" oder auf VOLT, ist es nicht mehr niederohmig im Stromkreis, die Endstufe bekommt nicht mehr genügend/keinen Strom und der Ton kratzt.
Liefern etwa die 9V Blöcke der Multimeter den benötigten Strom damit es einigermaßen klingt?
Nein. Die Batterie und die Mess-Elektronik ist vom Stromkreis des zu messenden Stroms weitestgehend getrennt. Der zu messende Strom bewirkt an einem sog. Shunt (niederohmiger Widerstand) einen Spannungsabfall. Dieser Spannungsabfall wird von einer Mess-Schaltung verstärkt und als "Stromstärke" umgerechnet angezeigt. Nur diese Mess-Schaltung und das Display benötigen die Batterie. Die Batterie speist keinen Strom in den zu messenden Stromkreis ein.
Also, die Veränderung ist, man kann jetzt den Ruhestrom auf 50mA einstellen und solange x und Y getrennt sind, leuchtet die Lampe nicht.
So soll es sein! Aber X und Y sind nicht getrennt, sondern über Dein Amperemeter verbunden! Die Vorschaltlampe leuchtet nicht, weil der Ruhestrom alleine zu klein ist, damit dadurch und die anderen Verbraucher im Receiver schon die Lampe leuchten könnte.
Bisher kam die Lampe bereits im aufgetrennten Zustand und korrekt eingestelltem Strom, deshalb konnte ich den Ruhestrom zurückdrehen bis die Lampe ausging, das ist jetzt anders.
Die Lampe kam nicht im aufgetrennten Zustand, denn das Amperemeter war dabei ja eingeschleift. Durch den Nebenschluss war insgesamt die Stromaufnahme bei runtergestelltem Ruhestrom (5 mA bzw. 8 mA) schon grenzwertig hoch, aber so, dass die Lampe gerade noch dunkel blieb. Als Du den Ruhestrom (= Basisvorspannung) dann angehoben hast, ging durch den Isolationsfehler am Kollektor (= "Nebenschluss") der Strom zu stark hoch. So weit, dass bei 50 mA die Lampe leuchtete.
Du kannst Deine Reparatur m.E. als fertig betrachten.
Du solltest nur nicht weiterhin darauf bestehen, dass der MR200 auch mit Musiksignal bei vorgeschalteter Lampe einwandfrei funktionieren und die Lampe dabei ausgehen müsste und nicht blinken dürfe.
Es ist eine Eigenschaft der MR200 Endstufe, dass eine Vorschaltlampe zu pumpen beginnen kann, wenn sie selbst oder ein eingeschleiftes, aber dabei ausgeschaltetes Amperemeter, oder sonst eine vorgenommene Strombegrenzung die Endstufe verhungern lässt. Denn dadurch schwillt die Stromaufnahme der Endstufe periodisch an und ab.
Es ist eine Eigenschaft JEDES Verstärkers, dass er das Tonsignal verzerrt, wenn man ihm nicht den benötigten Strom für seine Funktion bereitstellt. (auf Fachchinesisch: ....arbeitet nicht mehr im vorgesehenen Arbeitspunkt).
Vielleicht hilft die Analogie dem Verständnis:
Was macht ein Motor, wenn das Benzinfilter oder die Benzinleitung verstopft ist?
....Er beginnt das Stottern, läuft unrund.
Strom = Benzinfluss in Kubikzentimeter/Sekunde
Spannung = Benzindruck in mmHg (oder auch mbar)
Widerstand = Strömungswiderstand (beeinflusst durch engste Stelle) des Benzins in der Benzinleitung
Analog ist das bei der Lampe das Blinken/Pumpen und bei einem Tonsignal das Kratzen, wenn die Stromleitung verstopft wird, entweder durch das "zu eng machen des Stromleiters in der Netzleitung" (= dünner Glühfaden der Glühlampe drosselt den Strom) oder durch ein ausgeschaltetes Amperemeter direkt an der Endstufe (lässt auch kaum noch Strom durch, erst mit dem Einschalten wird der Stromweg freigeschaltet).
Dein
eingeschaltetes Multimeter in der Stellung "mA" kannst Du Dir in dem Analogbild vorstellen als ein kurzes Stück Streichholz-dicker Benzinleitung. Für Leerlauf (= Ruhestromeinstellung) reicht das, für langsames Tempo auch noch, für schnelles Fahren aber nicht. Wenn Dein Amperemeter
ausgestellt ist, ist noch nicht mal die Streichholz-dicke Leitung in der Benzinzuleitung, sondern nur die Kapillare einer Einmalspritze, dann reicht es noch nicht mal mehr für Leerlauf (Ruhestrom). Der Stromweg durch das Messgerät ist dann hochohmig. Erst beim Einschalten des Amperemeters wird auf die Streichholz-dicke Leitung umgeschaltet. Der Stromweg wird dadurch niederohmig (Strom fliesst über Shunt).
Gruß
Reinhard